„Plattdüütsk höört ok in de BBS“

30 Lehrkräfte aus Niedersachsen, Schleswig Holstein und Bremen haben sich zum ersten Treffen: „Plattdüütsk höört ok in de BBS“ getroffen.

Erste Aussagen am Ende der Veranstaltung zeigen, dass sich das Treffen gelohnt hat:

  • Ich werde zukünftig Plattdeutsch in meinem Team integrieren. Das Referat von Frau Marie Ubben, Vertriebsleiterin bei EDEKA hat Vorbildcharakter.“ 
  • „Ich habe schon lange nicht mehr so viele plattdeutsche Dialekte gehört. Ich bin inspiriert worden.“
  •  „Ich bin überwältigt, wie umfangreich das Plattdeutsch-Netzwerk ist. Es ist daher für mich beruhigend, dass ich mit meinem neuen Vorhaben nicht alleine bin.“

Vorbereitet und geleitet wurde diese Veranstaltung von den Berufsschullehrer*innen Hella Einemann-Gräber, die an einer anerkannten Projekt- und Plattdeutschschule unterrichtet und Herbert Fuhs, in seiner Funktion als Berater der Landesschulbehörde für Berufsbildenden Schulen.

Laut Einladung richtete sich diese Fortbildung an alle Lehrkräfte, die der Meinung sind, dass Plattdeutsch in die unterschiedlichen Fachbereiche des Handwerks, der Pflege, der Gesundheit, der Agrarwirtschaft, der Wirtschaft/Verwaltung u.a. Berufsfelder gehört, jedoch noch Unsicherheiten in der Umsetzung haben, bzw. sich Informationen zur Umsetzung wünschen.

Ziel der Fortbildung war es, dass interessierte Teilnehmer/-innen am Ende der Veranstaltung Ideen/Argumente und Materialien mit nach Hause nehmen, um eine Umsetzung in ihrer Schule realisieren zu können.Beide Veranstalter*innen sind sich sicher, dass dieses Ziel erreicht wurde.

Mit den beiden Eingangsreferaten von Hans-Hinrich Kahrs (Beauftragter der Landesschulbehörde)  „Plattdüütsch in de Beropsscholen in Neddersassen“ und Heinrich Siefer (Plattdüütschvertreter im Bundesrat für Niederdeutsch)  „Respekt für mich und meine Sprache“ wurde ein erster Überblick gegeben.

Die anschließenden lebendigen Beobachtungen und Erlebnisse von Platt sprechenden Altenpflegeschüler*innen aus der BBS Wildeshausen zeigten, wie Plattdeutsch auch an Berufsbildenden Schulen implementiert werden kann. Kleine Video-Clips haben das Ganze anschaulich ergänzt. Im folgenden Teil wurden aus unterschiedlichen Berufsfeldern der Schulen Wildeshausen, Wittmund und Leer  Aktivitäten zum Thema: „Niederdeutsch an den Berufsbildenden Schulen“  präsentiert. Hierbei handelte es sich um eine vielfältige Ideensammlung, die besonders  für zukünftige Einsteiger*innen  hilfreich war.

Das Referat „Unternehmer*innen/Betriebsleiter*innen/Institutionen berichten von ihren Erfahrungen mit der plattdeutschen Sprache“ von Frau Marie Ubben (Edeka-Zentrale) war für alle Beteiligten mitreißend. Sehr authentisch sprach die große Verfechterin des plattdeutschen Kulturguts über ihre mittlerweile acht Edekamärkte, in denen die Artikel mit plattdeutschen Beschriftungen gekennzeichnet sind. Wie Herr Kahrs anschließend anmerkte sei es selten, dass die freie Wirtschaft ohne ‚Druck der Basis‘ als Initiator auftrete. Hoffentlich eine mutmachende Aktion für die Region rund um die Märkte.

Das Referat von Frau Marie Ubben begeisterte die Seminarteilnehmer/-innen.

Anschließend diskutierte Herr Friedrich Kathmann  als Vertreter der  Volksbank Wildeshauser Geest eG mit den Teilnehmenden über das Für und Wider von Plattdeutsch im Kundenservice und bei den Einstellungsmerkmalen von  Mitarbeiter*innen.

Die in Kleingruppen folgenden Workshops der unterschiedlichen Fachbereiche gaben den Teilnehmenden  Handlungssicherheiten für den Alltag an ihren Berufsschulen. In den großen Bündelschulen mit mehreren tausend Schülern und mindestens 100 Lehrkräften werden natürlich auch Einwände erhoben: „Die sollen erst mal richtig Deutsch lernen und nicht noch zusätzlich Plattdeutsch.“

Die Teilnehmer*innen waren dagegen der Meinung, „dass eine weitere sprachliche Fachkompetenz noch niemanden geschadet hat“.  „Für den beruflichen Alltag im Handwerk und in der Dienstleistung ist die Sprache förderlich.“ In diesem Sinne wurde auch die in der Einladung von Indira Gandhi zitierte Forderung diskutiert, dass wir es uns in der heutigen Welt nicht leisten könnten, in der Isolation zu leben und man deshalb drei Sprachen haben solle: Eine regionale, eine nationale und eine internationale.

Christianne Nölting vom Landeszentrum für Niederdeutsch war überwältigt von der großen Anzahl der an  Plattdeutsch interessierten Lehrkräfte und bot allen Teilnehmern ihre Unterstützung an. Herr Siefert vom Bundesrat für Niederdeutsch, der schon viele Fortbildungen organsiert und besucht hat, war beeindruckt von der ernsthaften professionellen Diskussion über  Plattdeutsch an Berufsschulen.

Herbert Fuhs im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Die beiden Initiatoren  Fuhs und Einemann-Gräbert waren mit dem Abschlussergebnis ihrer ersten gemeinsamen Veranstaltung sehr zufrieden und werden sicherlich der Einladung von Marie Ubben folgen und die nächste  „BBS-Platt-Fortbildung“ in den Räumen der Edekazentrale  in Wiefelstede abhalten und dabei den Betrieb besichtigen.

Am Ende eines langen Tages fuhren alle Teilnehmer*innen mit vielen Infos, Eindrücken,  Links und App-Hinweisen wieder u.a. nach Stade, Lohne, Aurich, Flensburg, Rotenburg oder Varel.

Wildeshausen, den 26.04.19  Hella Einemann-Gräbert  und Herbert Fuhs

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